Alles ist relativ. Warum eigentlich nicht unsere Ziele?

Organisationen unternehmen vielfältigste Anstrengungen, um ihre Vision zu formulieren, Strategien zu entwickeln, Werte-Kanons zu entwerfen, Roadmaps zu designen und OKRs zu verhandeln - letztlich alles Anstrengungen dafür, die Richtung anzugeben und handlungsleitende Vorgaben zu kreieren. Doch unbestreitbar hat sich noch keines dieser Ziel-Konzepte als wirklich wirksam erwiesen, so lang es weiterhin eingebettet in illusorischen Steuerungspraktiken und verordnet von oben statt findet.

Frappierend finde ich, wie viele Kapazitäten entsprechende Tätigkeiten in Organisationen binden. Nicht nur lohnenswert, vielmehr absolut unabdingbar erweist sich deshalb ein ausgiebiger Blick in „Führen mit flexiblen Zielen“. Niels Pfläging hat bereits vor neun Jahren mit seinem „Praxisbuch für mehr Erfolg im Wettbewerb“ ein überzeugendes Nachschlagewerk für alle die zusammen gestellt, „die mit Zielen arbeiten und sich dafür interessieren, wie Leistung und Erfolg wirklich entstehen“. Beim Studieren dieses Werkes kam mir der unglaublich charmante Gedanke, damit alles oben genannte einfach wegzulassen.

Aber gemach, gemach. Ich habe nichts per se gegen Tools & Methoden. Nur zunächst geht's doch wie immer darum, wozu ich etwas mache, also wofür ich in dem Fall Methode oder Formulierungshilfe XYZ anwende. Und hier soll nichts geringeres entstehen, als Zielbeschreibungen für Organisationen in Komplexität, also Vorstellungen einer unplanbaren Zukunft. Warum verdammt nochmal wird eigentlich trotzdem noch nach wie vor mit festen Zielgrößen à la "x Prozent mehr Gewinn/mehr Kunden zu haben/weniger Fehler zu machen, als im vergangenen Jahr" gearbeitet?

Warum findet nicht endlich wirklicher Marktbezug statt? Nach dem Motto: "Eruieren wir wichtige Indikatoren unserer Leistung, wie beispielsweise den Marktanteil im relevanten Bereich oder die Kundenzufriedenheit in unserer Branche, und nehmen wir uns vor, besser als der Durchschnitt zu sein!" Es lohnt sich, zu überlegen, was dann passiert: Ein solches Ziel lebt. Es ist flexibel und es erneuert sich von selbst. Und bei der Gelegenheit: relative Ziele finden sich nicht über die Anwendung von Tools, sondern schlicht im intensiven Dialog.

Ich freue mich deshalb besonders über die neue Podcast-Folge von Elisabeth Sechser, in der sie mit Timo Volkmer und mir darüber spricht, wie Organisationen ihre Ziele relativieren können und warum sie das heute unbedingt tun sollten. Mit ihrem "Freund, dem Beta-Kodex, mit seinen zwölf Gesetzten, Prinzipien, Grundrechten für gutes, neues Arbeiten" bereichert Elisabeth regelmäßig die Arbeitswelt und lädt zum Weiterdenken ein. In ihrer aktuellen Folge widmen wir uns dem sechsten Grundsatz des Kodex "Marktorientierung. Relative Ziele statt Chefvorgabe". Viel Vergnügen mit "Lasst die Ziele frei, dann können sie wirken"! 

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